Die Schwimmhalle bildet den Abschluss der baulichen Großstrukturen des Schul- und Sportstandorts der Gemeinde Harrislee der umrahmt ist von kleinteiligen Wohngebäuden.
Das topografisch abfallende Gelände lässt die Höhenbegrenzung des Baukörpers zu, der eingeschossig zur Kreuzung hin wirkt und gleichzeitig die Ver- und Entsorgung über das teilweise freigestellte Untergeschoss zulässt.
Angrenzend an das Baugrundstück befindet sich tiefer liegend der Entensee.
Der Entensee ist Teil eines Grünzugs, der sich nach Norden in die Landschaft öffnet und durch die Schwimmhalle von Süden her begrenzt wird.
Die Orientierung der Bereiche Foyer, Schwimmhalle und der Sauna in die Landschaft hinein ist naheliegend.
Der Fußweg zum See und der See selbst sollten durch kleine Sitzplätze unter schattigen Bäumen gestaltet werden und zum Verweilen einladen.
Projektdaten
Ort: Ecke Slukeftebogen/ Alt Frösleer Weg, 24955 Harrislee Auslober: Gemeinde Harrislee Wettbewerbsbetreuung: Drees & Sommer SE Verfahren: Nichtoffener, einphasiger, hochbaulicher Realisierungswettbewerb Wettbewerb: 09/2024 Modell: Thorsten Stenzeleit Modellbau Visualisierungen: grauwald studio
Erschließung
Zur Straßenkreuzung hin orientiert sind die barrierefreien Zugänge zum Foyer für alle Badegäste und für Gruppen direkt zu deren Umkleiden.
Die fußläufige Erschließung vom Schulcampus zur Schwimmhalle erfolgt vom Alt Frösler Weg auf Höhe des bestehenden Fußgänger Überwegs. Der Vorbereich der Eingänge wird nicht von KFZ befahren; lediglich die Fahrradstellplatzanlage ist zu den PKW-Stellplätzen hin orientiert.
Die Zufahrt für PKW erfolgt vom Slukefterbogen aus auf die vorgelagerte Stellplatzanlage. Bei Überlastung kann die Stellplatzreihe entlang der Straße Alt Frösler Weg genutzt werden.
Für den Liefer- und Entsorgungsverkehr gibt es eine zweite Zufahrt am südöstlichen Ende des Grundstücks mit direkter Anfahrt zum Untergeschoss mit einer hier verorteten Anlieferzone und einem Personalzugang.
Die Personalräume sind in diesem Bereich im freigestellten Bereich im UG angeordnet.
Lageplan
Funktion und Betrieb
Das Foyer der Schwimmhalle wird von Nordwesten betreten. Großflächige Fassadenöffnungen zum Entensee ermöglichen den attraktiven Ausblick ebenso wie den attraktiven Einblick zum Geschehen in der Schwimmhalle.
Der Zugang zur Schwimmhalle über Barfuß-Stiefelgänge, den vorgelagerten barrierefreien Umkleiden für Rollstühle und Familien sowie die getrennt erreichbaren Gruppenumkleiden vermeiden Hektik und Platznot in den Nebenräumen.
Vom Foyer aus kann bei Realisierung einer Saunaanlage diese direkt über eine Verbindungstreppe nebst Fahrstuhl ebenso erreicht werden wie von der Badeplatte aus. Die Zugangskontrolle befindet sich am Zugang der Saunaanlage im Untergeschoss, das durch die topografische Lage begünstigt freigestellt ist und die Aussicht und Orientierung auf den Entensee zuläßt. Die Saunaanlage ist im Außenbereich eingefasst von dauergrünen Hecken und Bäumen, so dass der Einblick von draußen in den Sauna- Außenbereich behindert ist.
Zur Terrasse auf Ebene der Badehalle mit Weitsicht in die Landschaft gibt es eine offene Verbindungstreppe. Die Terrassennutzung im Textilbereich kann wahlweise den Badegästen, den Saunagästen oder beiden Personengruppen gestattet werden.
Erdgeschoss mit Außenanlagen
Gestalt und Gestaltung
Das Gebäude bildet mit seiner Großform die Fortsetzung der gegenüberliegenden Schulgebäude. Der ruhige monolithische Baukörper ist lediglich im Bereich der Zugänge und der Terrasse bzw. der möglichen Sauna ausgespart und ist gekrönt durch die bewegte Form des Faltwerks.
Das Dach als Faltwerk und die lastweiterführenden Schrägstützen, die sichtbar hinter der Fensterfassade sind die gestaltprägenden Elemente des Gebäudes.
Untergeschoss
Fassade
Die V-förmigen Holzstützen nehmen die Formsprache des Faltdaches auf und fußen auf dem Untergeschoss als geschlossenem Block. Die Außenhaut besteht aus senkrechten rautenförmigen Holzleisten aus heimischen Hölzern, die witterungsbeständig werden durch konstruktive Maßnahmen und Vorbehandlung nach dem System Accoya oder Kebony, die Garantien auf die Lebensdauer von mehreren Jahrzenten aussprechen.
Ansicht Nord-West
Ansicht Nord-Ost
Tageslichtnutzung
Öffnungen der Fassaden sind gezielt und großflächig gesetzt an den Längsseiten des Beckens. Die gegenüberliegenden Fassaden lassen den Durchblick zu.
Blendungen beim Bahnenschwimmen werden durch die Orientierung und Anordnung der Fassadenöffnungen vermieden; ebenfalls ist die Schwimmrichtung von der Gewöhnungstreppe aus in Richtung Norden. Der südliche Umgang auf der Badeplatte ist ausreichend groß, um die steile Sonneneinstrahlung von Süden aus ins Becken zu vermeiden. Zur Reduzierung des Energieeintrags könnte die Südverglasung mit Rasterpunkten ohne Verlust des Durchblicks oder Nutzung von spiegelndem Sonnenschutzglas bedruckt werden.
Großflächiger Einblick wird ebenfalls gewährt zum Foyer und dem Zugang der Gruppenumkleiden.
Die Belichtung mit Tageslicht wird durch die gezielt- und großflächig angeordneten Fassadenöffnungen optimiert.
Ansicht Süd-West
Ansicht Süd-Ost
Tragwerkskonzept – Faltwerk und V-Stützen
Holzkonstruktion im Hallengeschoss
Das Faltwerk könnte in einzelnen Segmenten vorproduziert geliefert werden und an der Baustelle auf die vorher montierten Schrägstützen oder Wände aufgesetzt werden. Die Dachelemente ebenso wie die Wände können mit großen Dämmdicken mit Dämmstoffen aus nachwachsenden Rohstoffen (Zellulose für Hohlraumdämmung und Holzweichfaserdämmung für massive Bauteile der Wände und Dächer hergestellt werden.
Längsschnitt B-B
Betonkonstruktion im Untergeschoss
Das Untergeschoss in dem abfallenden Gelände wird aus Stahlbeton an Außenwänden, Decken und Sohle hergestellt. Die Beckenwände werden so bemessen, dass ein nicht selbsttragendes Edelstahlbecken eingebaut werden kann. Der Beckenkopf mit der finnischen Rinne wird ausschließlich durch den Edelstahlbau ausgebildet.
Fassadenschnitt
CO²-Fußabdruck
Der Energieverbrauch soll durch die optimierte Gebäudehülle und die technischen Anlagen minimiert werden. Regenerative- oder Rekuperative Wärmerückgewinnung wird den Verlust der Energie vermindern.
Die Wahl von Materialien wird nach LCA und LCC bewertet. Die Verwendung von Materialien aus nachwachsenden Rohstoffen und die Wiederverwendung von Materialien und Konstruktionen hat Vorrang vor Recycling, Downcycling oder Entsorgung.
Haustechnik
Energiekonzept
Die Kombination von Wärmepumpe, Biogas betriebenem BHKW und Photovoltaik zur Wärmeerzeugung in Verbindung mit einem Wärme- Großspeicher und Stromspeicherung ermöglicht die zeitlich weitgehend unabhängige Nutzung der Energievorräte für Wärme und elektrischen Strom.
Die Wärmerückgewinnung aus Grauwasser der Duschen, Waschbecken, Rückspülungen und Reinigungswasser optimiert den Energiehaushalt.
Das Grauwasser wird für Toilettenspülungen und Bewässerung im Außenbereich genutzt, bevor es im Siel entsorgt wird.
Die Raumluftanlagen für die Schwimmhalle und Nebenräume sollten in einer Technikzentrale über den Umkleiden angeordnet werden, um kurze Wege der Frischluft- und Fortluftführung zu ermöglichen. Zur Energieoptimierung sollte der Einsatz der chaotischen Zuluftströmung geprüft werden.
Freiraumkonzept
Parkplatz
Der Parkplatz wird durchgrünt mit heimischen, immergrünen Nadelbäumen, z.B.: Kiefern (Pinus nelsonii) und Unterbewuchs aus ovalblättrigem Liguster (Ligustrum ovalifolium).
Querschnitt A-A
Freiraum und Entensee
Der Spazierweg zum Entensee sollte besäumt werden von heimischen winterlich blattabwerfenden Laubbäumen. Der Spazierweg und die Aufenthaltszonen sollten aus eingefassten, wassergebundenen Belägen hergestellt werden.
Saunahof
Der Saunahof soll eingefasst werden mit winterharten, immergrünen Eibenhecken (Taxus) und umrahmt werden mit immergrünen Kiefern. Die Fläche selbst wird zoniert mit duftenden Kräutern und farbenprächtigen Blüten im 4-Jahreszeiten Rhythmus. Ein Fühl- oder Tastparcour, eine Außendusche und Wasserbottiche für Fußbäder können neben Liegen und regionaltypischen Strandkörben einen abwechslungsreicher und gleichzeitig entspannender Erholungsort mit Blick in die Landschaft sein.